„Land greift Kommunen unter die Arme“ – Mit Landtagskandidat Andre Baumann die Stadt erkundet 17. September 202022. Oktober 2020 Mit Landtagskandidat Andre Baumann die Stadt erkundet Zu einer politischen Radtour hatte der Ortsverband der Grünen am 26. Juli geladen. Im Fokus standen ausgewählte Orte grüner Stadtpolitik und die Frage, was Landespolitik dazu beitragen kann. Mit von der Partie: der frisch gekürte Grünen-Landtagskandidat Dr. Andre Baumann. Der 47-jährige Staatssekretär aus Schwetzingen brachte viele nützliche Informationen aus der Landespolitik und seiner langjährigen Arbeit im Natur- und Umweltschutz in der Region mit im Gepäck. Die Stadträtinnen Christa Balling-Gündling und Isabel Moreira da Silva informierten über kommunalpolitische Projekte. Die Themen reichten vom Radschnellweg, der geplanten Straßenbahnlinie zum Patrick-Henry-Village (PHV), der geschützten Feldhecke auf dem ehemaligen Bahndamm und Biotopverbund über Verkehrsberuhigung auf der Hauptstraße bis bezahlbaren Wohnraum. Und zwischendurch öffnete der Himmel seine Schleusen. Startpunkt der eineinhalbstündigen Tour war der Bahndamm an der Leonie-Wild-Brücke. Die Grünen-Sprecherin Isabel Moreira da Silva erläuterte die ökologische Bedeutung des Bahndamms, um den seit Jahren gerungen wird. Durch die jüngsten Straßenbahnpläne zum PHV und den Eigentümerwechsel sei der Grünstreifen erneut bedroht. Mehrere der Routen führten über die alte Bahntrasse. „Die Pläne sehen wir kritisch. Der Bahndamm ist für Natur und Mensch wichtig. Er muss grün bleiben”, so die Sprecherin. Baumann sprach sich ebenfalls für dessen Erhalt aus. „Die Hecke auf dem ehemaligen Bahndamm ist als Biotop gesetzlich geschützt und vermutlich die längste Heckenstruktur in Nordbaden. Sie ist darum auch als Kulturdenkmal besonders schützenswert“, sagte Baumann. Für die Straßenbahn zum PHV wurde angeregt, die Route östlich der Autobahn bis zur Brücke am Stückerweg zu führen. Da die Brücke derzeit eine Radfalle darstelle, könne mit einem Ausbau auch eine sichere Querung für Radler entstehen. Im weiteren Verlauf der Tour ging es zu den Feldern im Süden bis zum PHV und den Biotopen in den ehemaligen Kiesgruben. Die Fraktionsvorsitzende Balling-Gündling berichtete von Bestrebungen, das Gewerbegebiet bis zum PHV zu erweitern. Dadurch würde der Frischluftaustausch verhindert, weitere Ackerflächen gingen verloren. „Eppelheim darf nicht weiter in die Fläche wachsen. Wir brauchen Strategien für eine kluge Nachverdichtung.” Auch hier gab es Schützenhilfe vom Landtagskandidaten. „In unserer Region brauchen wir kein weiteres Siedlungswachstum”, machte er klar. „Durch die vielen Konversionsflächen haben wir genügend Bauflächen.” Darüber hinaus gelte: Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Natürlich müsse hierbei der Klimawandel beachtet werden. Baumann: „Gerade in unserer Region wird die Hitze weiter zunehmen. Darum sollten Grünflächen auch im Innenbereich erhalten werden – als grüne Lungen und zur Kühlung des Stadtklimas.“ Was die Teilnehmenden mit Interesse vernahmen: Hierbei greift das Land den Kommunen mit dem Programm KlimoPass unter die Arme. Es unterstützt Kommunen bei Klimaanalysen und Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Nächster Halt waren die Biotope bei den Kiesgruben. „Die Stadt hat sechs geschützte Biotope. Diese isolierten Inseln der Natur müssen vernetzt werden, um das Überleben der Arten zu sichern“, erläuterte Moreira da Silva. „Biotopvernetzung ist deshalb ein wichtiges grünes Anliegen.“ Hierzu ergänzte Baumann: „Ziel des Landes ist, den Biotopverbund bis 2030 auf 15 Prozent auszubauen. Hierzu wurden mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz die Grundlagen geschaffen. Zusätzlich hat die grün-geführte Landesregierung die Naturschutz-Förderung in den vergangenen neun Jahren verdreifacht. Das ist grandios.“ Auch in Punkto Ausgleichsflächen konnte der Umweltexperte Positives berichten. „Die Landesregierung hat ein nutzerfreundliches Ausgleichsflächenkataster eingeführt. Dieses gilt bislang für neue Maßnahmen. Wir setzen uns aber dafür ein, auch alte Ausgleichsflächen zu erfassen.“ Weiter ging es an der westlichen Gemarkungsgrenze vorbei in Richtung Stadtmitte. Hier kreuzte die Radtruppe die geplante Route des Radschnellwegs am alten Bahndamm: „Der Weg bietet eine schnelle Radverbindung zwischen Schwetzingen und Heidelberg“, erklärte Balling-Gündling. „Er ist ein wichtiger Beitrag zum Ausbau der umweltfreundlichen Mobilität.“ Ihre Kollegin Moreira da Silva ergänzte: „Wichtig ist es, bestehende Wege vorrangig zu nutzen, um Flächen zu schonen“. Ein Projekt, das Baumann nicht zuletzt auch als Sprecher des Grünen-Kreisverbands unterstützt. Kaum in der Stadtmitte angekommen, wurde die Gruppe von einem Gewitter überrascht. Dem Interesse an Informationsaustausch tat dies jedoch keinen Abbruch. Nach einem kurzen Sprint fanden sich die meisten pitschnass aber gut gelaunt auf der Terrasse der DJK-Gaststätte wieder. Großes Thema beim anschließenden Gespräch: das Verkehrskonzept. Dieses wurde einhellig kritisch bewertet. Es hebe auf die Einbahnstraßenregelung ab, ohne wirkliche Alternativen zu untersuchen. Klimaschutz und Verkehrsvermeidung würden nicht aufgegriffen. Moreira da Silva umriss das grüne Gegenkonzept: „Wir wollen den Zwei-Bahn-Verkehr beibehalten und teilweise Schritttempo in der Hauptstraße und Seitenstraßen einrichten. Unser Ziel ist: Durchgangsverkehr senken und Radverkehr deutlich erhöhen. Nur so erreichen wir mehr Klimaschutz beim Verkehr.“ Beim Thema Wohnungsbau beklagte Baumann ein Versagen des Marktes und der CDU-geführten Vorgängerregierungen. Hier müsse viel nachgeholt werden. Auch den Grünen in Eppelheim sei bezahlbarer Wohnraum ein wichtiges Anliegen, erläuterte Balling-Gündling. Platz hierfür gebe es unter anderem auf dem städtischen Gelände an der Ecke Grenzhöfer und Hauptstraße. „Das Land unterstützt hierbei die Kommune mit einem Wohnungsbaufonds“, so Baumann. Weitere angeschnittene Themen waren der Erhalt des Gewerbegebiets im Norden und die Bedeutung, Wohnen und Arbeiten zusammenzubringen, sowie die Stärkung der Bürgerbeteiligung. Mit einem Dank der Sprecherin an Andre Baumann und die Teilnehmenden endete ein informationsreicher Tag. (ids) Fotos: B90/Grüne