Stadtentwicklung: BdS-Vorsitzender zu Gast bei den Grünen 11. September 200326. September 2008 Chancen des Stadtentwicklungskonzeptes nutzen Das Problem bewegt die Menschen seit Jahren: Ein Laden nach dem anderem schließt. Immer mehr Lücken tun sich im Einzelhandel auf. Die Innenstadt wird zunehmend verwaist. Zu diesem Dauerbrenner hatte der Ortsverband von Bündnis‘90/DIE GRÜNEN den BdS-Vorsitzenden Andreas Henschel als kompetenten Diskussionspartner eingeladen. Unter der Moderation von Regina Czechanowski entspann sich eine lebhafte Diskussion um die künftige innerstädtische Entwicklung Eppelheims. Alte Gutachten können manchmal sehr nützlich sein, insbesondere wenn sie einen direkten Vergleich mit der heutigen Situation erlauben. So überraschte Regina Czechanowski mit aufschlussreichen Details aus einer Strukturuntersuchung über Eppelheim aus dem Jahre 1988. „Damals wurde der kurzfristige Bedarf überwiegend in Eppelheim gedeckt. Haushaltsbefragungen ergaben, dass mit rund 47% der Großteil der Bürger ihre Einkäufe noch zu Fuß erledigten. Dieser Anteil lag damals weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Gemeinden.“ Die Menschen schätzten vor allem den guten Service und die freundliche Bedienung. Verglichen mit der Situation vor 15 Jahren könne man eine große Strukturveränderung feststellen. „Alles in allem aber“, so das Fazit von Czechanowski, „hat sich vieles zum Negativen entwickelt.“ Die angeschnittenen Strukturveränderungen sieht Andreas Henschel mehr als Chance denn als Nachteil. Man müsse akzeptieren, dass das Kaufverhalten sich verlagert hat. „Mobilität ist heute eine andere“, argumentierte der BdS-Vorsitzende. „Heute wird viel mit dem Auto erledigt.“ Henschel beklagte die fehlenden Parkmöglichkeiten im Zentrum und plädierte dafür, mehr Verbrauchermärkte nach Eppelheim zu bekommen, auch in die Randlage. Eppelheim habe noch Wachstumspotentiale. Überhaupt stellt sich für Andreas Henschel die Situation in Eppelheim insgesamt weniger dramatisch dar. „Eppelheim steht im Vergleich zu anderen Gemeinden gar nicht so schlecht da,“ so sein Resümee. Seiner Ansicht nach verfügt die Stadt über eine gute Nahversorgung. Das Problem läge nicht darin, dass es zu wenig Angebot in Eppelheim gibt. Die Menschen wüssten nur oftmals nicht, welche Einkaufsmöglichkeiten sie vor Ort haben. Der BdS-Vorsitzende setzt daher auf verstärkte Information und Medienpräsenz. Eine eigene BdS-Zeitung sei in Vorbereitung. Kontrovers aufgenommen wurde der Wunsch nach mehr Parkraum. Das innerstädtische Problem sei weniger an fehlenden Parkplätzen als vielmehr an fehlender Attraktivität festzumachen, so der allgemeine Konsens unter den grünen Diskussionsteilnehmern. „Die eigentliche Frage ist,“ so Christa Balling-Gündling, „wie kann man das Zentrum attraktiver machen, damit die Menschen die Geschäfte wieder zu Fuß erreichen.“ Einhellig war auch die Meinung, dass Eppelheim mehr Qualität statt mehr Wachstum braucht. Im Zusammenhang mit der Verlagerung der Einkaufsmöglichkeiten auf die Randgebiete warnte Sebastian Unglaube vor amerikanischen Verhältnissen. Dies werde die Stadt in Zukunft vor noch größeren Herausforderungen stellen, da die Zahl älterer Menschen stetig zunimmt. „Die städtische Entwicklung muss die künftige Altersstruktur der Bevölkerung berücksichtigen,“ lautete die Forderung des grünen Ortsvorsitzenden Martin Gramm. Der Vorschlag des BdS-Vorsitzenden, ein Bringdienst für ältere Menschen einzurichten, stieß insbesondere auf die Ablehnung von Hans Jung. „Einkaufen ist vor allem auch eine Möglichkeit des sozialen Kontaktes“, sagte der behindertenpolitische Sprecher des Ortsverbands. Ein Bringservice berge die Gefahr der Isolation und sozialen Ausgrenzung. Allgemein begrüßt wurde hingegen der Vorschlag, mehrere Verbrauchermärkte an einer Stelle zu konzentrieren und gleichzeitig eine gute Verkehrsanbindung zu schaffen. Breiter Konsens herrschte in Sachen Stadtentwicklungskonzept. „Innerstädtische Entwicklung geht nicht ohne ein schlüssiges Gesamtkonzept,“ sagte Christa Balling-Gündling. Es gelte, die Chancen zur Zusammenarbeit zu nutzen. Als ein Kernthema des Stadtentwicklungskonzepts wurde unter anderem die zünftige Nutzung des Gebäudes in der Hauptstraße 71 gesehen. „Keine weiteren Schnellschüsse“, mahnte Martin Gramm in diesem Zusammenhang. Gewünscht wurde insbesondere eine kritische Begleitung durch den BdS. Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer in einem weiteren wichtigen Punkt: Die Bürger sind aktiv an der Diskussion um die Zukunft ihre Stadt zu beteiligen. (ids)